Südafrika ist ein beliebtes Ziel unter den IFK-Stipendiaten. Auch Laura Wehner studiert an der Nelson Mandela Metropolitan University in Port Elizabeth. Hier schreibt Sie über ihre Erlebnisse und Eindrücke vom anderen Ende der Welt:

Laura Wehner in Südafrika

Während meines Auslandssemesters in Port Elizabeth und auf meinen Reisen durch das Land habe ich zahlreiche Facetten des Landes kennengelernt. Dabei ist mir auch nicht entgangen, dass die Geschichte des Landes ihre Spuren hinterlassen hat. Die Auswirkungen der Apartheid sind heute noch deutlich zu spüren. Eine der gravierendsten und für neue Besucher bereits am Anfang deutlich auszumachende Auswirkung der Apartheid sind die Townships. Durch den Group Areas Act von 1950 wurde das Zusammenleben von Menschen mit verschiedenen Hautfarben in Nachbarschaften und Stadtviertel praktisch überall verboten. Schwarze und „Farbige“ wurden zwangsumgesiedelt in die Townships. Dies spiegelt sich auch heute vieler Orts noch in ethnisch stark unterschiedlichen Stadtteilen wider.

Laura Wehner in Südafrika, Alltag 2Das Bekannteste Township ist wohl Soweto, das South Western Township in Johannesburg. In Port Elizabeth ist das Walmer Township eines der ersten Gegenden die man erspäht, da es direkt an den Flughafen grenzt. Einige dieser Townships haben sich in den 23 Jahren seit Ende der Apartheid zu Wohnvierteln der gehobenen Mittelklasse entwickelt. Diese Tatsache überraschte mich, da ich das Wort Township zuvor nur mit schlechten Lebensbedingungen assoziiert habe.

Informelle Siedlungen gibt es aber auch noch immer, dort leben die Menschen in Wellblechhütten ohne Zugang zu Strom und fließendem Wasser. Anhand der sich so stark voneinander unterschiedenen Lebensumstände der Menschen wird die große Schere zwischen Arm und Reich einmal mehr deutlich. Südafrika ist Industrienation und Entwicklungsland zu gleich.

Auch wirtschaftlich gibt es noch immer große Unterschiede zwischen den Bevölkerungsgruppen. Der Großteil der Ladenbesitzer und Vorgesetzten ist auch heute noch weiß. Viele schwarze Kommilitonen haben von Vorurteilen berichtet, mit denen Sie besonders im Arbeitsleben zu kämpfen haben. Das Problem wird verschlimmert durch die großen Qualitätsunterschiede in der Bildung. Öffentliche Schulen haben einen schlechten Ruf, wer es sich leisten kann, schickt seine Kinder auf eine Privatschule.

Studiengebühren waren während meines Auslandssemesters immer wieder Gegenstand lebhafter Diskussionen. Im letzten Jahr gab es an Universitäten im ganzen Land Aufstände gegen eine Erhöhung der Studiengebühren, die Hochschulen blieben wochenlang geschlossen. Auch wenn es seitdem keine Erhöhungen mehr gegeben hat, sind die Studiengebühren für viele deutlich zu hoch. Viele Studenten sind auf Stipendien angewiesen. Wir haben immer wieder Menschen getroffen, die gezwungen waren ihr Studium abzubrechen, weil ihr Stipendium weggefallen ist. In vielen Familien ist es Praxis, nur das älteste Kind auf die Universität zu schicken, damit es später die Familie unterstützen kann.

Das Viertel Maboneng ist mit seinen vielen Cafés und Kunstgalerien ein gelungenes Beispiel städtischer Erneuerung in Johannesburg (2 Bilder oben).

Trotz all dieser Probleme die noch bestehen, versprüht der Großteil der Bevölkerung Optimismus und einen Glauben an eine positive Zukunft. Das Land, das Nobelpreisträger Desmond Tutu als „Rainbow Nation“ bezeichnet hat, versucht sich gemeinsam weiterzuentwickeln. Die Menschen stehen für ihre Nachbarn ein und die Frage, wie man etwas Positives für die „Community“ bewegen kann, kommt immer wieder auf. Die Lebensphilosophie des Landes lautet „Ubuntu“, ein Wort aus den Bantusprachen Zulu und Xhosa, das so viel wie „Nächstenliebe“ bedeutet. Der Ausdruck unterstreicht die Wichtigkeit gegenseitigen Respekts und drückt aus, dass man Teil eines großen Ganzen ist. Er wird immer wieder zitiert und wirkt wie das Motto der Nation.

Auch aus diesem Grund gibt es in Südafrika diverse Hilfsprojekte und gemeinnützige Organisationen, die versuchen die Probleme zu bekämpfen. Die Nelson Mandela University bietet für Austauschstudierende einen Kurs an, bei dem Studenten die Möglichkeit haben einen Nachmittag in der Woche bei einer solchen Organisation mitzuhelfen. Es soll den Studenten ermöglichen, mit der weniger entwickelten Seite des Landes in Kontakt zu kommen und so Erfahrungen zu sammeln und die eigene Sichtweise auf das Land verändern. Ich habe mich entschieden, das Projekt „Zanethemba“ zu besuchen und zu unterstützen. Es handelt sich dabei um ein Übergangsheim für Kinder bis zu sechs Jahren, die von ihren Eltern getrennt werden mussten. Sie bleiben in dem Heim, bis eine langfristige Lösung für sie gefunden werden konnte. Das ie kann eine Adoption oder die Übertragung des Sorgerechts auf ein anderes Familienmitglied sein.

Laura Wehner in Südafrika, Das Kinderheim Zanethemba

Ich habe die Pflegekräfte in ihrem Alltag unterstützt und dabei viel über sie und Erziehung in Südafrika gelernt. Ich habe vorher nur sehr selten etwas mit Kleinkindern zu tun gehabt und es war schön mit ihnen Zeit zu verbringen und mit ihnen zu spielen. Die Probleme, wie z.B. Unterernährung, mit denen ich dabei in Kontakt gekommen bin, haben mir viel Stoff zum Nachdenken geben. Gleichzeitig war ich immer wieder beeindruckt von der positive Einstellung der Freiwilligen und der Pflegekräfte.

Viele Grüße

Laura Wehner

Laura Wehner in Südafrika

Ich bin habe mich Anfang Juli aufgemacht, um in Port Elizabeth, Südafrika an der Nelson Mandela University Betriebswirtschaftslehre zu studieren. Es ist erschreckend wie die Zeit verfliegt, zwischen vielen neuen Eindrücken, tollen Reisen und Universitätsalltag sind mittlerweile schon rund zwei Monate vergangen.

Als ich auf dem Hinflug in Johannesburg umgestiegen bin, habe ich sofort einen Eindruck von den Unterschieden zwischen Deutschland und Südafrika erhalten. Ein freundlicher Mitarbeiter der Fluggesellschaft hat mir meinen Koffer abgenommen und ihn einem Kofferträger in die Hand gedrückt. Dieser ließ sich nicht überreden mir den Koffer zurückzugeben, sondern hat ihn bis zum Schalter getragen und ein Trinkgeld verlangt. Ein anderer Reisender hat mir später erzählt, dass die Kofferträger ‚selbstständig‘ im Flughafen arbeiten und den Mitarbeitern der Fluggesellschaften einen Teil ihrer Einkünfte für ihre Mithilfe abgeben.

Menschen, die solche Hilfsdienste anbieten finde sich überall in Südafrika. Die vergleichsweise hohe Arbeitslosigkeit von über 27% prägt das Stadtbild. Es gibt Parkwarte, die einen auf einem fast leeren Parkplatz in eine Parklücke einweisen, Zeitungsverkäufer mit eigentlich kostenlosen Zeitungen an Straßenkreuzungen und Wächter, die scheinbar nichts zu bewachen haben. Dabei sind fast alle sehr freundlich und legen eine typisch südafrikanische Fröhlichkeit und Geschwätzigkeit an den Tag. Das Port Elizabeth, von allen hier einfach mit „PE“ abgekürzt, auch die „friendly city“ genannt wird, hat seinen Grund.

Port Elizabeth – The „Friendly City“ ?

Laura Wehner in Südafrika, Safari (2)Aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit, der stagnierenden Wirtschaft und den enormen Unterschieden zwischen Arm und Reich ist die Kriminalitätsrate im Vergleich mit Deutschland sehr hoch. In den ersten Tagen habe ich immer wieder eindringliche Vorträge zum Thema Sicherheit gehört. In der Uni, im Wohnheim und von den Einheimischen. Besonders in den ersten Wochen ist es öfters zu Überfällen in der Gegend des Wohnheims gekommen.

Es ist bekannt, dass neue Studenten ankommen, die sich in der Stadt noch nicht auskennen. Aus diesem Grund war ich besonders zu Beginn meines Semesters sehr unsicher und hatte Angst mich falsch zu verhalten und so unabsichtlich in Gefahr zu geraten. Es war eine ziemlich große Umstellung vom Leben in Deutschland und ich habe besonders am Anfang die Freiheit vermisst, die man durch die hohe Sicherheit in Deutschland hat. Wenn man sich aber an einige grundlegende Verhaltensregeln hält, wie etwa in der Dunkelheit nicht alleine unterwegs zu sein, ist die Wahrscheinlichkeit Opfer von Kriminalität zu werden gering. Besonders der Stadtteil Summerstrand, in dem sich mein Wohnheim befindet, ist sehr sicher.

Das Semester beginnt in Südafrika deutlich früher als in Deutschland, weshalb ich rund eine Woche nach meiner letzten Prüfung hier in das neue Semester BWL-Studium gestartet bin. Die Kurse, die ich belege, sind sehr interessant und vom Aufwand um einiges höher als ich erwartet hatte. Es wird viel Arbeitseinsatz im Semester erwartet, es werden Hausarbeiten, Präsentationen und Tests verlangt. Dies gibt es während des Semesters in Deutschland in diesem Umfang nicht. Trotz allem machen mir die Vorlesungen viel Spaß und ich finde es spannend neue und bereits bekannte Themen aus einer neuen Perspektive zu lernen. Zudem ist die Nelson Mandela University mit über 27.000 Studenten deutlich größer als die Ostfalia Hochschule in Wolfsburg, wodurch sich auch das Campusleben unterscheidet.

Kurz nachdem ich begonnen habe hier zu studieren, hat sich die Universität von „Nelson Mandela Metropolitan University“ zur „Nelson Mandela University“ umbenannt. Der erste Präsident nach Fall der Apartheid ist Südafrikas Held und man trifft seinen Namen dementsprechend oft im Alltag an. Nach „Madiba“ sind nicht nur Universitäten, sondern auch Straßen, Krankenhäuser und vieles mehr benannt.

Mit Beginn des Semesters habe ich auch einige einheimische Studenten kennengelernt. So gut wie alle sind sehr offen und interessiert daran, mehr über uns Austauschstudenten zu erfahren. Südafrika wird immer wieder als „Rainbow Nation“ bezeichnet, was ich nach rund zwei Monaten hier sehr gut verstehen kann. Hier leben Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen. Die Kultur der einheimischen, insbesondere der schwarzen Gemeinschaft, ist heute noch deutlich stärker von dem Erbe der 11 großen südafrikanischen Stämme geprägt als ich erwartet habe. Zu den größten zählen die Xhosa und die Zulu, und viele die ich hier getroffen habe, fühlen sich stark ihrer Abstammung verbunden. Xhosa wird genauso häufig auf der Straße gesprochen wie Englisch oder Afrikaans. Des Weiteren leben hier noch Menschen aus anderen Afrikanischen Ländern. Besonders aus Simbabwe und Sambia sind hier viele Studenten vertreten.

Kulturell unterscheidet sich Südafrika zum Teil stark von Deutschland. Meist ist mir dies im Alltag aufgefallen. Zum Beispiel ticken südafrikanische Uhren einfach langsamer. Wenn man mit einem Südafrikaner eine Zeit ausmacht, darf es einen nicht wundern, wenn er erst eine halbe Stunde später fertig ist. Auch in Restaurants oder wenn man mit einem Südafrikaner irgendwo hinlaufen möchte, ist Ruhe angesagt, hier stresst sich keiner. Im Alltag sind die Südafrikaner sehr fröhlich und freundlich. Wenn man hier jemanden neu kennenlernt, wird man oft gleich so begrüßt, wie ich in Deutschland mit einem guten Bekannten gesprochen hätte. Jeder ist willkommen und es gibt immer etwas zu feiern.

Laura Wehner in Südafrika, Safari-Tour

Auf ein paar kleinen Reisen konnte ich bereits einige andere Ecken des Landes sehen. Besonders begeistert hat mich dabei die Natur und die faszinierende Tierwelt, die sich stark von Deutschland unterscheidet. Es ist ein Erlebnis mit dem Auto durch einen Park zu fahren und plötzlich Elefanten aus dem Gebüsch kommen zu sehen. Ich freue mich schon darauf mehr von Südafrika zu sehen, sobald die Semesterzeiten es zulassen.

Ich werde davon hier berichten…

 

Viele Grüße

Laura